Donna Leon landete mit der Figur des sympathischen Commissario Brunetti bereits mit dem ersten Fall “Venezianisches Finale” einen literarischen Coup. Seit Jahren begleiten wir ihn, Sergente Vianello und die charmante Elettra bei der Lösung brisanter Fälle rund um Korruption und Intrigen. Im neu erschienen 30. Roman “Flüchtiges Begehren” wirkt Brunetti besonders melancholisch. Schmeißt er alles hin?

Uwe Kockisch als Commissario Brunetti und Karl Fischer als Sergente Vianello [Quelle: ARD Degeto/BR/Nicolas Maack]

Flüchtiges Begehren – Commissario Brunettis dreißigster Fall

Zu Beginn ist vom tödlichen Knalleffekt am Ende der Ermittlungen noch keine Spur. Zwei Männer unternehmen mit dem Boot eine Spritztour mit zwei jungen amerikanischen Touristinnen. In der Dunkelheit rammen sie einen Pfahl und verletzen sich schwer. Die bewusstlosen Frauen werden von den verängstigten Männern vor einem Krankenhaus in Venedig abgelegt. Die beiden Flüchtigen werden jedoch schnell gefasst. 

Die Motivation bei Brunetti ist im Keller. Sehnsüchtig wünscht er sich täglich den Feierabend herbei und so muss er erst von seiner neuen Kollegin Claudia Griffoni gedrängt werden, sich näher mit diesem Fall zu beschäftigen. Aber Commissario Brunetti wäre nicht er, wenn er nicht sofort riechen würde, dass dabei etwas nicht stimmt.

Einer der beiden Männer, Marcello Vio, arbeitet auf den Booten seines Onkels, Pietro Borgato, und schippert Waren durch die Lagune Venedigs. Die Ermittlungen erweisen sich als besonders schwierig bei der eingeschworenen Gemeinschaft der Bootsleute und anderer Kollegen der Küstenwache. So verkleidet sich Brunetti mit altem Anzug und Trenchcoat und erinnert dabei nicht wenig an den legendären Inspektor Columbo aus den 70er Jahren. Schließlich deckt er nicht nur das Geheimnis der beiden Männer auf, sondern auch die grausamen Verbrechen in die sie verwickelt sind. 

Am Ende kommt es zu einem Herzschlagfinale in der Lagune, das ein paar Fragen jedoch ungeklärt lässt.

Flucht aus Venedig

Während Commissario Brunetti immer öfter an den Ruhestand denkt und daran, Venedig zu verlassen, hat dies Donna Leon bereits vor einigen Jahren getan. Die gebürtige Amerikanerin lebt nun an einem ruhigen Ort in der Schweiz und hat auch die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen. 

In ihren Romanen rund um Commissario Brunetti weist Donna Leon immer wieder auf Missstände in Venedig hin: Korruption, Freunderlwirtschaft, Mafiaeinfluss und Touristenmassen. Kein Wunder, dass manch ein Venezianer mit dem Gedanken spielt, der Stadt den Rücken zu kehren.

Donna Leon arbeitet aber bereits am 31. Fall. Brunetti kämpft also noch weiter für die Gerechtigkeit und verzichtet, zum Glück für alle Fans, vorerst noch aufs Landleben.

[Quelle: https://groveatlantic.com/author/donna-leon/]